Die Interviews des Fuerteventura Magazine
Rubén Montesdeoca und Briseida Bautista, der Mitbesitzer und die Direktorin des Hotels Taimar en Costa Calma
September 2023

Rubén Montesdeoca und Briseida Bautista, der Mitbesitzer und die Direktorin des Hotels Taimar en Costa Calma

„Wir wollten ein Tourismussegment abdecken, das in den üblichen Hotelanlagen nicht gut behandelt wurde”

Rubén Montesdeoca und Briseida Bautista, der Mitbesitzer und die Direktorin des Hotels Taimar en Costa Calma

Vor etwas mehr als zwei Jahren wurde in Costa Calma auf Fuerteventura das Hotel Taimar eröffnet, das sowohl auf der Insel als auch in Spanien und möglicherweise in Europa einzigartig ist. Es ist ein vollständig barrierefreies und inklusives Hotel, damit alle Menschen, unabhängig von ihrer Behinderung, sowohl ihr Zimmer als auch die gesamte Hotelanlage ohne Barrieren nutzen können. Es verfügt über alle Mittel, die die Integration und den Komfort der Gäste erleichtern. Wir haben uns mit Rubén Montesdeoca, dem Miteigentümer des Hotels, und Briseida Bautista, der Direktorin des Hotels, getroffen, um uns etwas über die innovativen Neuerungen in dieser Anlage erzählen zu lassen.

Wie und wann entstand diese Idee?

R. Montesdeoca: Die Idee entstand im Jahr 2013. Damals hatten wir nur einen Teil dieser Anlage, der aus Apartments der Kategorie zwei Schlüssel bestand. Alles war einem sehr schlechten Zustand. Wir kamen auf die Idee, die Anlage zu renovieren und dabei von dem Gesetz der kanarischen Regierung zu profitieren, das die Modernisierung von veralteten Hotels auf den Kanaren fördert. Wir haben über verschiedene Ansätze nachgedacht, da der Tourismus immer anspruchsvoller wird. Früher bestand er aus Segmenten wie Familien, Sport usw., aber jetzt wird er zunehmend individueller. Also haben wir beschlossen, einen Schritt weiter zu gehen und diese Ferienanlage auf eine bestimmte Zielgruppe auszurichten. Nachdem wir verschiedene Ideen in erörtert hatten, entschieden wir uns für die Zugänglichkeit. Wir werden oft gefragt, ob wir dies aus Empathie gegenüber einem Familienmitglied tun, aber das ist nicht der Fall. Wir wollten einfach ein Touristensegment abdecken, das in den üblichen Hotels nicht gut behandelt wird, und wir wissen, dass es in Europa acht Millionen Menschen mit Behinderungen gibt, die zwar die Möglichkeit haben zu reisen, aber nicht wissen, wo sie ihre Ferien verbringen könnten.

Wann kamen Sie als Direktorin dazu, Briseida Bautista?

B. Bautista:Ich habe kurz vor der Eröffnung angefangen, als alles schon fertig war.

Sie kommen aus dem Hotelgewerbe. Wir vermuten, dass Sie überrascht waren, als Sie diese Hotelanlage gesehen haben?

B. Bautista:Ich hatte gerade alsGuest Experience Managerin der KetteBarcelógearbeitet und miterlebt, wie schwer es ist nur vier angepasste Wohneinheiten zu haben, die allerdings nicht wie hier für alle Behinderungen geeignet waren.Für mich war das Niveau hier eine Überraschung. Ich hatte mir so etwas nicht vorgestellt.

Ich glaube, dass wir alle überrascht waren. Man denkt an ein Hotel mit Rampen für die Mobilität. Wir hatten uns nicht vorgestellt, was es alles in diesem Hotel gibt und möchten, dass Sie unseren Lesern etwas mehr erzählen.

R. Montesdeoca: Als erstes haben wir in unserem Team dafür gesorgt, dass die Touristen, die uns besuchen, unabhängig davon, ob sie blind, hörgeschädigt oder in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, normal behandelt werden. Zu diesem Zweck haben wir Grundkurse in Gebärdensprache absolviert, die wir weiterhin erhalten werden. Unsere Kellner beherrschen auch die Regeln der Bedienung am Tisch, indem sie die Dinge im Uhrzeigersinn platzieren und anordnen, damit blinde Menschen keine Schwierigkeiten haben, das zu finden, was sie brauchen. Außerdem haben wir an der Rezeption alle Neuerungen eingeführt, die es einer Person ermöglichen, sich bei Bedarf mit Gebärden zu verständigen, und zwar mit einer tragbaren magnetischen Induktionsschleife, die auch Umgebungsgeräusche reduziert, welche die Hörgeräte beeinträchtigen können. Wir haben Licht-Summer, um Anrufe im Zimmer zu empfangen und vibrierende Wecker. Das gesamte Hotel ist mit taktilen Bodenbelägen ausgestattet, so dass blinde Menschen den Wegen durch das Hotel folgen können, sogar bis zum Schwimmbad, das ebenfalls für alle Nutzer geeignet ist. Auch die Zimmernummern sowie die Knöpfe der Aufzüge usw. sind Reliefschrift und in Braille-Schrift.

B. Bautista: Wir haben eine technologische Applikation aus Chile integriert. Sie hat jeden Winkel des Hotels kartografiert, so dass blinde Menschen ein Bild von sich selbst bekommen und sich selbständig im Hotel bewegen können. Es gibt sogar eine Beschreibung ihres Zimmers und einen personalisierten Service, um das Restaurant anzurufen.

Warum wurde nicht früher über das Hotel gesprochen?

R. Montesdeoca: Wir wollten erst dann über das Thema Barrierefreiheit sprechen, wenn wir die Zertifikate haben, die uns akkreditieren. Letzten Monat hat uns die Regierung der Kanaren das internationale Symbol für Zugänglichkeit 2021 verliehen, außerdem erhielten wir von der kanarischen Regierung 2021 den Preis für die beste Umgestaltung von mehr als 100 Zimmern und 2022 den Preis für die beste soziale Verantwortung von Unternehmen auf den Kanaren sowie den Tourismuspreis des Cabildo für die beste Diversifizierungsinitiative.

B. Bautista: Wir wollen gut erklären, was wir anbieten und nicht den Fehler machen, wie ein kleines Krankenhaus angesehen zu werden. Wir sind ein inklusives und universelles Hotel, für alle Arten von Menschen.

R. Montesdeoca: Wir haben uns für das Zero Project beworben, das sich zusammen mit den Vereinten Nationen für eine barrierefreie Welt einsetzt. Auf der kurzen Liste der Nominierten zu stehen, die im August veröffentlicht wird, wäre ein Triumph, der eine internationale Anerkennung bedeuten würde, ganz zu schweigen davon, was es bedeuten würde, den Preis zu bekommen.

Wir wünschen ihnen, dass sie es schaffen und dass andere Hotels ihrem Beispiel folgen, damit die Welt immer angenehmer und inklusiver für alle wird.

 

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